Nun ist es ein Jahr her. Nie werde ich ihn vergessen, den Mai 2014. Zuerst feierten wir die Hochzeit Deiner Schwester und zwei Wochen später diese Diagnose. "Ihr Kind ist lebensverkürzend erkankt" Das heißt todkrank. Nein, wir alle glaubten nicht was die Ärzte uns da erzählten. Wir alle glaubten nicht, dass sowas möglich ist. Unser Kind soll sterben?! So plötzlich und wie aus heiteren Himmel!?!
Ich weinte wie ich noch nie zuvor geweint hatte. Es war schrecklich! Die Ärzte wollten uns keine Hoffnung geben. Wir wollten ja auch die Wahrheit wissen. Wir mussten damit irgendwie klar kommen. Irgendwie schafften wir es auch diesen Albtraum zu bewältigen. Wohin sollten wir uns wenden, wenn die Ärzte nicht mal wußten wie sie Lao retten konnten. Wir hatten keine Antwort. Diese Antwort suche ich immer noch und hoffentlich gibt es darauf eines Tages eine erlösende Antwort. Es gibt immer mehr Kinder mit dieser Diagnose. Vielleicht kann man wenigstens denen helfen.
Hier im Dom zu St. Blasien im Schwarzwald. Da warst Du, lieber Lao, noch leibhaftig bei uns.
Wie kommt man bloß damit klar, dass man sein geliebtes Kind verliert? Dass man ihn nicht schützen konnte?
Dass man ihm nicht helfen konnte? Hat man irgendetwas falsch gemacht? Was macht das für einen Sinn? Immerwiederkehrende gleichbleibende niederdrückende Gedanken, immer dieselben Fragen, auf die es keine Anworten gab.
Es ist als ob man selbst gestorben wäre.
Viele Monate danach, ging ich durch Leere, tiefe Einsamkeit und Schmerz.
Ich fühlte mich wie ein heimatloser Vagabund und lief stundenlang durch die eisigen Straßen.
Ich sprach kaum mit jemand, nur Gott konnte mich hören, stumm war ich im Dialog mit ihm.
Ich wusste lange Zeit nicht mehr wer ich war.
Nicht mehr Lao-Mama, nicht mehr Masseurin.
Ich konnte nicht mehr arbeiten. Was blieb von meinem "Ich"?
Es war eine sehr dunkle, düstere Zeit. Lao fehlte mir so sehr.
Aber das Leben geht weiter, tatsächlich!
Ich weiß dass Du da bist, auch wenn ich Dich nicht sehe.
Ich kann Dich fühlen und ich bin Dir so dankbar,
dass du mir beistehst und mich nicht allein lässt!
Am 30.5. würdest Du 8 Jahre alt werden.
Wir werden Deinen Geburtstag schön feiern,
wir werden Deinen Lieblingskuchen essen,
wir werden Lieder singen und zum Schluss lassen wir viele Luftballone fliegen.
Und Dir nochmals für all das Danken was Du uns gegeben hast.
Deinen Geburtstag feiern wir in
Gottsdorf,
begraben liegst Du in
Grabow.
Nein, geplant war das nicht,
es ist wohl eine seltsame Laune des Schicksals.
Was habe ich Meere geweint
unbeschreiblich diese Pein
ein nie versiegender Schmerz
erfüllte alles, auch mein Herz.
Ich fühlte keine Liebe mehr
ich fühlte mich nur noch leer.
Aber wo war sie hin die Liebe?
für meinen kleinen Sonnenschein?
Da war nur noch "Nichts"
langsam und winzigklein zeigte sie sich.
Wuchs und blühte auf,
es gab Unterstützung, danke, Lao
Immer wieder sagte und dachte ich: "Lao, ich liebe Dich so sehr."
Ich umarmte mich und umarmte Deinen Bär.
Es wirkte wie Balsam auf meine verletze Seele
und es schluchzte aus meiner Kehle..
Viele, viele Monate später fühlt sich mein Herz nicht mehr leer an.
Ein leeres Herz schafft nur ein leeres Leben.
Diese Verletzung ist eine verherende Wunde, so einschneidend
so tiefgehend, so tödlich, so alles verändernd...
Aber es gibt eine Hoffnung auf Heilung.
Liebe. Ohne Liebe geht es nicht. Liebe ist die beste Medizin für jede noch so klaffend tiefe Wunde.
Zu Lieben ist eine universelle Herausforderung, annehmen und akzeptieren und dementsprechend handeln. "Alles ist Liebe"
Sonst wird man krank an Leib und Seele.
Wir sind alle Teil einer einzigen göttlichen Familie. Alles ist eins. Wir sind spirituelle Wesen!
Diese drastische Erfahrung lehrte mich, wie kurz unser Leben auf Erden sein kann.
Alles ist so relativ. Nichts ist so wichtig, wie es den Anschein hat.
Und das wichtigste: In diesem Moment leben!
Ich sage mir immer: "Heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens"
und ich versuche Freude, Liebe und Glück um mich herum zu verbreiten.
Kein leichtes Unterfangen.
Die Diagnose Hirntumor hat mein Leben total umgekrembelt. Sie wird mich wohl so schnell nicht wieder loslassen. Ich möchte mich stark machen. Etwas tun. Aber was? Was kann ich tun, damit diese Krankheit mehr Heilungchancen hat. Wie kann ich Betroffenen helfen?
Wer kann Unterstützung brauchen? Freue mich über jedes Angebot.
In diesem Sinne alles Liebe und eine sonnige Zeit.
Monja Sara